interview

Tiny People Organics ist ein nachhaltiges Berliner Label und steht für fair produzierte Kinderkleidung.

Interview mit TINY PEOPLE ORGANICS

April, 2020

Tiny People Organics stellt nachhaltig und fair produzierte Babymützen für die Kleinsten unter uns her. Die Gründerin, Designerin und Mama, Catharina entwickelte einen Kappenschnitt, der ihren Sohn beim Spielen, Klettern, Eis essen, Käfer beobachten und Burgen bauen vor Wettereinflüssen schützen sollte. Ihr Motto: Der Kopf soll nicht nur vor äußeren Einflüssen, wie Wind und Sonnenstrahlen, geschützt sein. Dank der ausgewählten, natürlichen Materialien sind die Mützen hautfreundlich, atmungsaktiv und wärmeregulierend. Saisonal werden verschiedene Materialien genutzt, von Leinen über Baumwolle bis Wolle. Mit ihren Mützen sorgt sie für die perfekte Kopfbedeckung zu jeder Jahreszeit. Produziert wird immer mit Verstand und Verantwortungsbewusstsein. Wie es dazu kam, erzählt uns Catharina in unserem Interview:

Photo: elinefroukje_photography

Was war der Startschuss für Tiny People Organics und wie begann die Reise, diese Marke zu gründen?

Ich denke bevor Tiny People Organics tatsächlich Form annahm, war ein Gefühl und das steigende Bewusstsein der Verantwortung für ein Lebewesen, der Startschuss. Eine Art der Sensibilisierung bezüglich Fasern und Textilien, der Herkunft und Herstellung. Nicht zu vergessen, die Art und Weise des Vertriebs.  Das trat verstärkt ein, als mein Sohn geboren wurde. Denn als Fachfrau in Sachen Textilien wollte ich natürlich nicht, dass er irgendetwas trägt. Eh ich mich versah fand ich mich auf einer spannenden Reise wieder - wie ticken denn eigentlich die großen Konzerne aus Schweden und Spanien? Wie können denn Modelinien mit „conscious“, „organic cotton“ oder „join life“ vermarktet werden, die keinerlei Siegel tragen - mit so geringen Preisen? Genau da liegt der Hund begraben. Es ist nur Marketing. Dank dieser tollen Begriffe bekommt die breite Masse das Gefühl ein nachhaltiges Produkt zu kaufen. Was es genau genommen gar nicht ist. Je mehr ich recherchierte und mit Menschen aus der Branche sprach, desto mehr fing ich an innerlich zu rebellieren. Ich wollte das alles nicht mehr mitmachen. 

Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt eine leitende Position im Vertrieb einer Onlineplattform für Männermode inne. Mein Interesse dahin zurückzukehren sank langsam aber stetig. Ich wollte etwas tun, dass einen Sinn hat.

Photo: tamaracuja

Wie kam es, dass Du Dich überhaupt dazu entschieden hast, Mode für Kinder zu entwerfen?

In der Schwangerschaft gab es diverse Brands für Kinder, an die ich mein Herz verlor... amerikanische und australische Labels hauptsächlich. Kappen und Strampler in den USA bestellen und um die halbe Welt schiffen? Das kam nicht in Frage. Als gelernte Schneiderin, studierte Designerin und Schnittmacherin machte ich das, für mich, Sinnigste. Ich fand zertifizierte Stoffe, die für Babys und Kleinkinder geeignet sind und fing an die ersten Prototypen für mein Baby zu entwickeln. Dank einiger Freundinnen, die fast zeitgleich ihre Kinder bekamen und einem Mann, der mir den Rücken stärkte, fing ich an die ersten Kleinigkeiten für andere Mamas zu nähen. Besonders gern kleine Babykappen, die ließen sich nicht nur super während des Mittagsschlafs nähen, sondern waren auch noch meine größte Liebe bei kleinen Babys.

Photo: elinefroukje_photography

Welche Idee und Philosophie steckt hinter der Gründung Deines Labels?

Aufgrund des gelernten Wissens, waren mir hochwertige Materialen, soziale und faire Herstellung sowie Vertrieb wichtig.  Angefangen mit dem Oberstoff bis hin zu der Zusammensetzung der Farbe meiner Einnähetiketten, überließ ich nichts dem Zufall. Zertifiziert oder kontrolliert sollten die Stoffe sein. Farbstoffe schonend verwendet ohne Schadstoffanreicherungen. Die Herstellung funktionierte erst auf Nachfrage. Als der Onlineshop im letzten Sommer live ging, habe ich kleine Mengen vorgenäht. Ähnlich wird es weiterhin laufen. Überproduktionen sollen um jeden Preis vermieden werden. Stoffüberhänge oder überflüssige Kleidungsstücke, die nur noch zu stark reduzierten Preisen vertrieben werden können, kommen einfach nicht in Frage.  Der Vertrieb spielt eine großen Rolle, gerade wenn es um Nachhaltigkeit geht. Ich habe bewusst mit einem kleinen Onlineshop angefangen. Verzichte aufgrund der kleinen Mengen auf Polybags und vermeide auch sonst bei Verpackung und Versand unnötige Materialien. 

High-quality materials. Sustainable. Fair. Das sind unsere Werte. 

Photo: tamaracuja

Was waren Deine Impulse langlebige und fair produzierte Mützen herzustellen?

Ich wollte unbedingt „Bonnets“ mit Sonnenschutz für mein Kind. Ich wollte dass sie nicht um die halbe Welt reisen, bevor ich sie in den Händen halte. Zertifizierte Stoffe aus kontrolliert biologischem Anbau sollten es auch sein... ich wollte auch nichts typisch „buntes“, wie es oft bei Baby- und Kinderkleidung der Fall ist. Ich war des Suchens schnell müde und fing an. 

Was macht Deine Kindermode so einzigartig und was möchtest Du mit Deinem Label verändern?

Ich denke, dass heutzutage eine Art der Einzigartigkeit in der Mode fast unmöglich ist. Jedes Modell, jeden Schnitt gibt es in der ein oder anderen Form schon auf dem Markt. Ich denke, dass die Frage nach der Authentizität die Wichtigere ist. Ich erfinde dass Rad nicht neu, aber ich kann ein Produkt finden, dass ich aus tiefster Überzeugung besser mache. Ich wähle Stoffe mit Zertifikat, lasse in der Umgebung fertigen zu fairen Konditionen und wähle zum Beispiel recycelte Boxen und kompostierbare Versandbeutel. Veränderung fängt immer bei jedem selbst an. Mein Fokus ist unternehmerisch natürlich ebenfalls auf Umsatz und Gewinn gerichtet, allerdings nicht auf Kosten von Umwelt, Lebewesen oder Endverbraucher. Aufeinander acht geben war noch nie wichtiger, ob privat oder im Business. 

Photo: elinefroukje_photography

Wie entsteht die Entwicklung neuer Artikel? Worauf achtest Du, um Dich von anderen Modeherstellern abzuheben?

Ich habe mich für ein spezifisches Produkt entschieden. Ein Produkt, dass andere Labels auf anderen Kontinenten ähnlich führen. Ein Produkt, das die Menschen seit Jahrhunderten ihren Kindern und Babys zum Schutz aufsetzen. Die klassische Babykappe bekommt von mir einfach nur neue Kleider, je nach saisonalen Trends werden Farben angepasst und Modelle entwickelt. Ich denke, dass sie nie gänzlich aus der Mode kommen wird und ich auch hoffentlich nicht die Letzte sein werde, die sich ihr annimmt.  Was uns an dieser Stelle allerdings abhebt ist die Qualität. Wir sind Experten für Babykappen geworden. Mit viel Liebe und Überzeugung. Liebe von Trägern mit tollem Feedback und mit der Überzeugung immer ein Stück besser zu werden. 

Wie würdest Du Deinen Stil & das Design Deiner Mützen beschreiben?  

Das ist der Klassiker, neu aufgelegt für alle Mamas und Papas, der perfekte Rahmen für jedes zuckersüße Baby- und Kindergesicht. 

Welche Stoffe verwendest Du?

Natürliche Materialen wie Leinen, Baumwolle und Wolle. Hier schauen wir genau auf Herkunft der verwendeten Stoffe. Gerade bei der Verwendung von tierischen Fasern ist Vorsicht geboten. Wir planen für das kommende Jahr auch Modelle aus Tencel oder Bamboo.

Photo: tamaracuja

Welche Menschen arbeiten jeden Tag mit viel Leidenschaft an Deiner Vision und wer stellt die Kappen her? 

Man könnte es ein Familienunternehmen nennen. Dank meines beruflichen Hintergrundes mache ich extrem viel selbst, mein Mann ist der Mensch für alles rund um Zahlen und Finanzen. Meine Cousine ist als Bekleidungstechnikerin die perfekte Ansprechpartnerin für alles rund um Produktion und Digitalisierung. Mein Bruder ist in der IT Branche tätig und sehr geschickt in Sachen Webpage und was noch so dahintersteckt. Meine Mutter ist ebenfalls mehr als geschickt an der Nähmaschine und packt auch gern mal Kappen mit viel Liebe in die passende Box ein. Noch ist es ein junges Label, dass vor allem von der Liebe zum Produkt angetrieben wird. 

Was ist Dir wichtig bei der Herstellung und nutzt Du lokale oder regionale Ressourcen? 

Als ich anfing war für mich klar - ich source in Europa. Wenn möglich im eigenen Land. An der Stelle muss gesagt sein, nicht weil andere Länder weniger gute Qualität hätten, aber kurze Wege sorgen einfach für einen kleinen Fußabdruck in Sachen Umwelt. Man ist schneller und flexibler, wenn man möglichst viele Ressourcen im Umfeld hält. Man unterstützt auch hier wieder regionale Unternehmen, die als Zulieferer fungieren. Win win für alle. 

Wie sieht bei Dir Logistik, Versand & Vertrieb aus?

Alles in-house. Wer sich eine Fulfillment Firma besorgt, der hat zwar das all inclusive Paket gebucht, distanziert sich aber von dem Nachhaltigkeitsgedanken, sowie von Ressourcenschonendem Handeln. Jedes Produkt wird dort in einem Plastikbeutel eingelagert, entpackt zum Verschicken und bei möglicher Retoure in einen neuen Beutel verpackt. Oft werden Leasing Kräfte und Zeitarbeiter mit Mindestlohn durch die Regale geschickt. CO2 neutraler, plastikfreier Versand sowie Lagerung. 

Photo: tamaracuja

Mit welchen Hindernissen hast Du als Startup zu kämpfen?

Aufmerksamkeit. Ich denke, das größte Problem ist immer ein geringes Marketingbudget. Die sozialen Medien machen es einem um einiges leichter, aber gerade am Anfang ist man sehr darauf angewiesen Marketingkanäle zu nutzen, die wenig bis gar nichts kosten. Ich bin der Überzeugung, dass ein tolles Produkt immer gewinnt… aber wenn es keiner kennt, wird es schwer. 

Wo soll die Reise mit Tiny People Organics hingehen?

Das nächste Ziel, sind kleine tolle Shops, online wie offline. Produkte entwickeln und vor allem wachsen lassen, besser werden und Eltern ein Produkt bieten, auf dessen Qualität sie sich verlassen können.  Die Produktion ausbauen, mein Traum wäre es, eine Werkstatt mit Schneiderinnen zu füllen und maximal flexibel vor Ort herstellen zu können. Wir werden sehen ob und was in der aktuellen Krisenlage umsetzbar ist. Wie stark die Auswirkungen sein werden, bleibt abzuwarten. 

Vielen lieben Dank Catharina, für das sehr interessante Interview und dass du uns hinter die Kulissen Deines Labels genommen hast. Wer jetzt neugierig geworden ist und die stilvollen Bonnets näher kennenlernen mag, dem lege ich den Online-Shop von Tiny People Organics wärmstens ans Herz!