interview

New Kids in the House stellt nachhaltige, stylische Caps aus ausschließlich recycelten Stoffen her her.

Interview mit New Kids in the House - Upcycling at it’s best!

Januar, 2021

Mir wird immer wichtiger, genauer hinzusehen woher die Dinge stammen, die wir konsumieren. So bin ich auf meiner Suche nach möglichst nachhaltig & fair produzierter Mode auf ein Label gestoßen, dass langlebiger und schöner nicht sein könnte: New Kids in the House - die passionierten Gründer, Sarah & Florian, stellen stylische Caps aus ausschließlich recycelten Stoffen her, die aus Überproduktionen stammen und sonst im Müll landen würden. Von Siebdruck über Zuschnitt – jede Mütze wird von Hand in ihrer Werkstatt in Nürnberg hergestellt. Als „Kid of the 90s“ erinnern mich die Schnitte total an meine Kindheit! Große Labelliebe! In diesem Sinne, ein Hoch auf grandioses und ultra gut aussendendes Upcycling! Vielen lieben Dank Sarah, dass Du uns hinter die Kulissen Eures Labels nimmst und auch darüber berichtest, was Euch dazu bewegt hat dieses Jahr Euren Labelnamen in "New Kids in the House" zu ändern:

Photo: NKitH

Was hat Euch dazu bewegt New Kids in the House zu gründen?


Unser Traum (Florian und mein Traum) war es schon sehr lang etwas gemeinsames zu gestalten und an einem gemeinsamen Ziel zu arbeiten. Wir hatten schon die wildesten Ideen und sind zum Schluss nun bei einem fairen Kindermodelabel gelandet :) Zum Glück - sonst hätten wir beinahe einen Foodtruck oder einen Schuhladen eröffnet.

Photo: NKitH

Welche Idee und Philosophie stecken hinter der Gründung Eures Labels? 

Mit der Geburt unseres ersten Sohnes haben wir uns intensiv mit dem Thema Schadstoffen in Kinderbekleidung und Kosmetik beschäftigt. Es war für uns klar, dass Karlson nur Second Hand oder Fair produzierte und schadstofffreie Kleidung tragen soll. Gleichzeitig habe ich Hamdi während meines Sozialen Arbeit Studiums kennengelernt und wir haben das nähen von Kinderkleidung aus alten Hemden und Hosen begonnen. Es hat uns so viel Freude bereitet, dass aus einem Hobby und den unendlichen Skills von Florian ein echtes Label entstehen konnte :)

Was macht New Kids in the House so einzigartig und was möchtet Ihr mit Eurem Label verändern?

Wir möchten zeigen dass Upcycling so bunt und schön sein kann und dass man durch Ideen, Träumereien, viel, viel (Nacht-)Arbeit, genauso viel Liebe und einem wunderbaren Team an Menschen etwas großartiges schaffen kann. Wir sehen den Weg als Ziel und wir lachen viel bei der Arbeit. Wir hoffen viele Menschen ermutigen zu können eine nachhaltige Unternehmung zu gründen und sind sehr glücklich über die große Community die wir uns aufbauen konnten. 

Photo: NKitH

Wie würdet Ihr Euren Stil & das Design Eurer Caps beschreiben?

Bunt und inspiriert aus den Jahrzehnten unsere eigenen Kindheit und Jugend.

Photo: NKitH

Was hat Euch dazu bewegt Euren Labelnamen in "New Kids in the House" zu ändern?

Unsere Reise begann im Jahr 2016, als wir Spielgruppen und Nähworkshops für Flüchtlinge organisierten. Zwei Jahre später gründeten wir ein Unternehmen und arbeiteten mit Freunden zusammen, die wir in diesen frühen Tagen gewonnen hatten. Wir wählten unseren Namen aufgrund dessen, was wir in dieser Zeit erlebten, als so viele neue Menschen in unsere Nachbarschaft kamen: "New Kids in the Hood". Und natürlich gefiel uns das Wortspiel mit der legendären Neunziger-Jahre-Boygroup "New Kids on the Block". Jetzt haben wir das Jahr 2020 und wir haben viel dazu gelernt. Als wir den Ausdruck "in the Hood" wählten, haben wir nicht ausreichend recherchiert und uns nicht gefragt, woher er kommt - oder noch wichtiger, von wem er kommt. Er war einfach Teil unseres popkulturellen Vokabulars und wir dachten, wir würden ihn richtig verwenden. "In the Hood" ist laut dem Urban Dictionary (eine Quelle von vielen, die das Gleiche sagen) der Akt, im Ghetto zu sein. Es ist ein Begriff, der von schwarzen Amerikanern und People of Color geprägt wurde und vor allem durch den Film "Boyz in da Hood" bekannt ist - eine Geschichte über Bandengewalt und den Kampf ums Überleben in den ärmeren Vierteln von South Central L.A. Als im Sommer die ersten negativen Reaktionen auf unseren Namen auftauchten, haben wir das nicht verstanden. Dann sprachen wir mit Leuten und erfuhren immer mehr von systemischem Rassismus und fühlten uns zunehmend unbehaglicher. Das harte Leben der Menschen "in der Hood" zu trivialisieren, indem wir die Sprache für unser Branding zweckentfremden, ist beleidigend und rassistisch. Das tut uns leid. Wir wollen eine inklusive Marke sein. Eine Marke für Familien mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen. Eine Marke, die den Menschen und ihrer Lebensweise mit Respekt begegnet. Deshalb ändern wir unseren Namen in "New Kids in the House". Von nun an werden wir "New Kids in the House" auf allen unseren Produkten und in unserer Kommunikation verwenden. Ab 2021 werden wir auch das Unternehmen umbenennen.

Photo: NKitH

Wie setzt Ihr Euch konkret für eine nachhaltige Produktion ein? Und seid ihr zu den Themen #whatsinmyclothes und #whomademyclothes ganz transparent? 


Wir produzieren ausschließlich in Deutschland und bekommen Unterstützung von Produktionen in unseren Nachbarländern Tschechien und Polen. Auch wenn ein Ausflug nach Portugal und ans Meer schon schön wäre :) Die kurzen Transportwege sparen uns Kosten und auch wertvolle Zeit. Wir haben uns zum Ziel gemacht so viel wie möglich Stoffe wiederzuverwerten und so wenig wie nur möglich wegzuschmeißen. Dafür nehmen wir höhere Kosten und auch Mühen in Kauf. Diese Unternehmensziele sind unser stetiger Begleiter und helfen uns bei den täglichen Entscheidungen. Der Zuschnitt liegt komplett bei uns. Alles wird von uns bei Bedarf gefärbt und auch zugeschnitten. In unserer Näherei rattern täglich die Maschinen und Hamdi ist unser erster Festangestellter Näher. 

Photo: NKitH

Wie entsteht die Entwicklung neuer Artikel?

Wir haben immer wieder neue Ideen und Spinnereien. Im Moment bauen wir noch nebenher eine große Familienjurte in unserem Garten. Weil wir 2 kleine Jungs haben, ist der Fokus natürlich auch viel auf den Kindern. Wir hätten schon 3 Kollektionen mehr und 20 weitere Produkte wenn wir nicht auch gern Eltern wären. Auch sind wir Perfektionisten was die Qualität und Schnitte angeht und testen lieber 20x mehr bevor wir ein Produkt verkaufen. Deshalb gibt es auch erst ab Sommer zum ersten Mal Hosen…

Photo: NKitH

Mit welchen Hindernissen habt Ihr zu kämpfen?

Zu viele Rechnungen auf dem Tisch, Schnupfen, unnötiges Kopfkino, Müdigkeit, jammernde Kinder, schwierigen Entscheidungen und Maske vergessen vorm Supermarkt.

Wie sind Eure Pläne für die Zukunft?

Wir möchten eine fröhliche Familienmarke sein die nicht nur Kleidung macht. Lasst euch überraschen...wir sind gespannt ob der Plan aufgeht.

Vielen lieben Dank für das super interessante Interview. Wer jetzt neugierig geworden ist und die genialsten, hübschesten und überhaut obercoolsten Caps näher kennenlernen mag, dem lege ich den Online-Shop von New Kids in the House wärmstens ans Herz!

Photo: NKitH